Tankstellenrecycling oder: Pillen statt Zündkerzen, Magenpflege statt Wagenpflege: Auf Fahrten zu Kunden oder, wenn ich auf Fotosafaris in Deutschland unterwegs bin, fallen sie immer wieder auf: Ehemalige Tankstellen. Allerdings finden sie sich selten auf den Umgehungsstraßen, sondern sind in kleinen Orten verborgen.
Das waren noch Zeiten: Als man im Opel Admiral auf die Tankstelle fuhr und nach einem Überqueren der Klingelschnur der Tankwart eilfertig aus dem Glaskasten kam, der oft genug einen direkten Durchgang in sein Zuhause hatte. Nachdem der Kunde lässig ein “Volltanken bitte” vernehmen ließ, machte der Tankwart genau das, überprüfte nebenbei den Ölstand und die Füllung der Scheibenwaschanlage (soweit bereits vorhanden), nahm anschließend das Geld, in der Regel aufgerundet entgegen und wünschte freundlich eine gute Fahrt.
Viele der ehemaligen Tankstellen in dieser Serie stammen noch aus dieser Zeit. Eine alte Frau fotografierte ich auf der Tankstelle ihres Vaters. Sie war längst aufgegeben, aber sie ging immer noch fast jeden Tag hinüber, um die Blumenkübel zu pflegen. “Schon als Kind war ich jeden Tag hier drüben”, erzählte sie in einem kleinen Dorf östlich von Hannover. Dort wie in anderen kleinen Ortschaften kann man auch heute noch Tankstellen finden, die schon vor Jahrzehnten aufgegeben worden sind. Man muss nur den ehemaligen Straßenverlauf der Durchgangsstraße finden, die schon längst durch eine Umgebungsstraße ersetzt wurde.
Das war in der Regel der Tod für die kleinen Leuchttürme der Mobilität, die in den Zeiten des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg Symbol für das Leben im Wirtschaftswunderland Deutschlnad waren. Zwar konnte man in den sechziger, siebziger und achtziger Jahren noch keinen Wocheneinkauf in der Tankstelle erledigen, aber dafür gab es in jedem Dorf eine.
Ironie der Geschichte: Früher starben die Tankstellen, wenn niemand mehr tanken kam. Jetzt,da Tankstellenpächter nur wenige Euro-Cent pro verkauftem Liter Benzin Provision einstreichen, bedeutet es das Aus für eine Tankstelle, wenn niemand mehr Bier, Schnaps oder Brötchen kauft.
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