Kürzlich erinnerte ich mich daran, wie das damals war, wenn ich mit einer mehr oder weniger dicken Tasche nach Hamburg fuhr, um die Bildredaktionen abzuklappern, neue Werke zu zeigen in der Hoffnung, ich würde den Nerv der Bildredakteure beziehungsweise des ganzen Magazins treffen.

Jetzt bin ich umrahmt von Kartons voller liebevoll vergrößerter Schwarz-Weiß-Vergrößerungen, die ich digitalisieren muss oder will, einfach um Platz zu haben. Ich komme mir ein bisschen vor, als wenn ich in Sedimenten meines Berufslebens grabe.

Am intensivsten ist dieses Gefühl und wiederum ganz anders, wenn ich Belegexemplare von Veröffentlichungen einscanne. Durch die Texte kommen die Erinnerungen an die Menschen, die ich getroffen habe, wie z.B. das blinde Ehepaar in Holzminden, umso intensiver zurück. Sie ließen mich Anteil an ihrem Leben haben, für eine Stunde, für einen Tag oder länger.

Manchmal waren das ganz kleine belanglose Begegnungen oder sie haben, um es genau zu sagen, gar nicht stattgefunden, wie im Fall des Bildes von der Frau, die ein stummes Zwiegespräch mit ihrem Wellensittich führt. Klassische Street-photography, von der Straße aus aufgenommen. Leider zeigt das Bild nicht ihre Freude, die sie mir danach zum Ausdruck brachte darüber, dass ich diesen besonderen Moment festgehalten hatte.

Andererseits mag ich Belegexemplare mit Bildern, die zwar tolle Motive sind, von denen ich aber schon zum Zeitpunkt der Aufnahme wusste, dass sie „schwer verkäuflich“ sein würden. Wenn dann der ausgeschlachtete Fernseher in der Mauerlücke für einen Artikel über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens verwendet wurde, freute mich das besonders.