Auf einer Reise durch Schottland hatte ich von Pfarrer Malcolm Cuthbertson gelesen und besuchte ihn kurzerhand. Du kannst hier jederzeit wohnen, bot er mir an und einige Monate später lebte ich dann für einige Wochen in seiner Besucherwohnung. Was ich dort erlebte, war niederschmetternd. Ich gebe zu, mit diesem Abgrund an Elend, an Gewalt, an Drogenmissbrauch von über 60jährigen, mit dieser totalen Hoffnungslosigkeit der meisten Bewohner hatte ich nicht gerechnet.
Dabei galten Easterhouse, Drumchapel und andere Neubaugebiete im Einzugsbereich der schottischen „Workers city“ mal als Vorzeigeobjekte: Als die Bewohner der Gorbals, Glasgows Innenstadtslums, in den 1960ger Jahren nach Easterhouse zogen, glaubten sie das große Los gezogen zu haben. Das böse Erwachen kam schon nach wenigen Jahren. Da half auch der lustige Slogan nicht weiter, den die Stadtväter Glasgows sich für die Zeit auf die Fahnen geschrieben hatten, als Glasgow Europas Kulturhauptstadt war. „Glasgow is miles better“ oder Glasgow smiles better“ konnte er wahlweise gelesen werden. Für die Einwohner von Easterhouse und anderen schnell hochgezogenen Satellitenstädten stimmt weder der eine noch der andere.
Eine Reportage, die ich über die Wochen in Glasgow geschrieben habe, beginnt so:
„Die Gelegenheit sei günstig“, erklärt Malcolm, kurz nachdem ich in Easterhouse angekommen bin. Er wolle sowieso gerade ein wenig mit seinem neuen Wagen herumfahren. Bei der Gelegenheit kann ich den Ort kennenlernen und auch einigen Leuten vorgestellt werden. Nagelneue Autos und Fremde, noch dazu mit einer Kamera über der Schulter, können es nämlich schwer haben in Easterhouse.
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